Der Hauptausschuss des Stadtrates hat am vergangenen Dienstag nach einem langen und intensiven Beratungsprozess abschließend über die neuen Standorte für weitere Flüchtlingsunterkünfte entschieden.
Die SPD-Fraktion hatte dabei schon früh darauf hingewiesen, dass die Integrationsfähigkeit einzelner Stadtteile bei einem Flüchtlingsanteil von 10% an der örtlichen Bevölkerung überstrapaziert wird und somit die Gefahr der Überforderung für die aufnehmenden Strukturen besteht. Darauf hatte die Verwaltung zwischenzeitlich reagiert und in einer ergänzten Beschlussvorlage für den Hauptausschuss eine Reduzierung der Unterbringungsplätze am Standort Lind vorgeschlagen.
Völlig überraschend haben CDU und Grüne nun aber mit einem kurzfristig eingereichten Änderungsantrag die geplante Erweiterung der Unterkunft in Zündorf gänzlich gestrichen und zur Kompensation der weggefallenen Plätze die Platzzahl in Lind wieder erhöht! Und dies, obwohl in Zündorf die wesentlich integrationsfreundlichere Systembauweise geplant war während in Lind weiterhin Wohncontainer vorgesehen sind. Damit werden nun am Porta-Kreisel in Lind doch 320 Unterbringungsplätze geschaffen.
„Es ist geradezu verantwortungslos, in dieser Art und Weise mit dem Thema Integration umzugehen“ urteilt das örtliche Ratsmitglied Christian Joisten über die schwarz-grüne Entscheidung. „Es kann doch nicht sein, dass eine maßvolle Erhöhung der Zündorfer Unterbringungskapazitäten auf 150 Plätze in einer fast idealen Unterbringungsform ohne Angaben von Gründen einfach abgelehnt wird während im benachbarten Lind die Flüchtlingsquote auf 9,9% steigt“ zeigt sich Joisten immer noch fassungslos.
„Zwar haben wir in Wahn eine bisher gut funktionierende ehrenamtliche Flüchtlingshilfe, die aber auch heute schon an ihre Grenzen stößt. Und in Ermangelung entsprechender sozialer Strukturen bzw. Institutionen im Stadtteil Lind, werden nun auch für den Standort Lind genau diese Strukturen benötigt, um die neuhinzukommenden Flüchtlinge möglichst schnell in ihr Umfeld zu integrieren. Aber diese Unterstützungsstrukturen werden nun an ihre Grenzen gebracht und drohen mittelfristig zu kollabieren“ so Joisten weiter.
Dies wird von der örtliche Flüchtlingshilfe ausdrücklich bestätigt: „Schon in den vergangenen Monaten ist es immer schwieriger geworden, ausreichend engagierte Mitstreiter zu finden um unser vielfältiges Programm für die knapp 200 Flüchtlinge an 3 Standorten in Wahn aufrecht zu erhalten“ erläutert Christoph Weitzel, Koordinator der Wahner Flüchtlingshilfe, die aktuelle Lage. „Es wird extrem schwer werden, den Flüchtlingen in der zusätzlichen Unterkunft in Lind, die gleiche Unterstützung zuteilwerden zu lassen“ so Weitzel weiter.
Und Christian Joisten abschließend: „Wir haben als Politik und Verwaltung eine enorm große Verantwortung, möglichst optimale Bedingungen für die schnelle und erfolgreiche Integration der Flüchtlinge zu sorgen – eine möglichst gleichmäßige Verteilung gehört auf jeden Fall dazu! CDU und Grüne sind dieser Verantwortung in Porz diese Woche nicht gerecht geworden!“